Hinweis: Die CLP-400er Serie wurde inzwischen abgelöst durch die Nachfolgemodelle CLP-525, CLP-535, CLP-545, CLP-575 und CLP-585, so dass der nachstehende Test vorrangig für Käufer eines gebrauchten E-Pianos von Interesse ist.
Seit 1983 bereits stellt Yamaha die Clavinova-Serie her. Inzwischen wird der Name Clavinova umgangssprachlich nicht selten gleichbedeutend mit Heim-Digitalpiano verwendet. Seit 2011 baut Yamaha die aktuelle CLP-400er-Serie mit einer bislang unerreichten Klang- und Ausdrucksqualität. Wer sich diesen Klassiker zulegen möchte, hat zunächst einmal die Qual der Wahl. Allein in der häufig gewählten Preislage bis 2500 Euro stehen mit dem CLP-430, CLP-440 und CLP-470 drei Digitalpianos der Mittelklasse bzw. gehobenen Mittelklasse zur Verfügung. Der Blick in die technischen Daten dürfte für denjenigen, der in das Thema neu einsteigt, zunächst einige Fragen aufwerfen. Begriffe wie “GH3-Tastatur”, 128- bzw. 256-fache Polyphonie und “Smooth Release”-Funktion werden dort beworben, die Verstärkerleistungen sind angegeben und verschiedene weitere Daten. Es stellt sich die Frage, welche Ausstattung man für den eigenen Bedarf wirklich braucht. Dieser Vergleich mit dem Fokus auf die drei Einstiegsmodelle der CLP-Serie soll bei der Entscheidungsfindung behilflich sein und zugleich die wichtigsten Begriffe erklären.
Das Kürzel “GH” steht für “graded hammer” und bedeutet schlichtweg, dass wie beim akustischen Klavier und Flügel die Tasten der tieferen Töne einen höheren Anschlagswiderstand haben und anders repetieren als die der höheren. Beim Digitalpiano wird dies durch unterschiedliche Gewichtung der Tasten erreicht. Frühere Digitalpianos verfügten noch nicht über diese Eigenschaft und fühlten sich dadurch ziemlich “unecht” an. Alle Digitalpianos der CLP-Serie verfügen über eine GH3-Tastatur mit drei Tastensensoren, die auch eine nur halb losgelassene und dann wieder gedrückte Taste registrieren, während bei der GH-Tastatur, die u. a. in der Yamaha YDP-Serie zum Einsatz kommt, kein Ton ausgelöst würde.
Die Anzahl der Töne, die ein Digitalpiano gleichzeitig abspielen kann, wird als Polyphonie bezeichnet. Durch eine ausreichend hohe Polyphonie sind schnelle Passagen möglich auch bei getretenem Dämpferpedal, das ein Weiterklingen der gespielten Töne nach dem Loslassen der Tasten bewirkt. Wenn die Polyphonie des Digitalpianos vollständig ausgenutzt wird, führt dies dazu, dass das Instrument die zuerst angeschlagenen Töne vorzeitig beendet, um das Abspielen der später angeschlagenen zu ermöglichen. Bereits eine 128-fache Polyphonie gilt als vollkommen ausreichend für die meisten Anwendungen.
Die “Smooth Release”-Funktion variiert den Ausklang des Tons je nach Geschwindigkeit des Loslassens einer Taste. Eine schnell losgelassene Taste bewirkt wie beim akustischen Piano ein abrupteres Ende des Tons als eine langsam losgelassene Taste. Alle Modelle der CLP-Serie sind mit dieser Funktion ausgestattet.
Die Modelle im Einzelnen:
CLP-430: Bereits das Einstiegsmodell der CLP-Serie verfügt über eine ordentliche Grundausstattung, die die meisten Homepianospieler weitgehend zufrieden stellen wird. Es stehen 14 Stimmen, darunter auch E-Piano- und Orgel-Stimmen, und eine 128-fache Polyphonie zur Verfügung. Weiterhin verschiedene gängige Digitalpianofunktionen wie Dualfunktion (gleichzeitiges Spielen von zwei Stimmen), Hall, Transponierung, Halbpedaleffekt sowie ein 2-spuriger Recorder zum Aufzeichnen des Spiels. Die Tastatur fühlt sich sehr realistisch an und verfügt über ein gutes Repetitionsverhalten. Auch klanglich kann das CLP-430 mit seiner Leistung von 2×30 Watt schon durchaus überzeugen. Dass hier noch Steigerungspotential besteht, zeigt sich erst im direkten Vergleich mit den größeren Modellen.
Abbildung und Preisinfo Yamaha CLP-430
CLP-440: Zusätzlich zu den Funktionen des CLP-430 erhält der Digitalpianospieler hier durch Variation der Stimmen 14 zusätzliche Stimmen. Das erhöht die Chance, seinen persönlichen Favoriten zu finden. Die ab dem CLP-440 vorhandene 256-fache Polyphonie lässt keinerlei Wünsche mehr offen. Die Klaviatur ist mit synthetischem Elfenbein belegt, so dass die sowieso guten Spieleigenschaften durch eine angenehme Griffigkeit in Verbindung mit einem edlen optischen Eindruck ergänzt werden. Das CLP-440 verfügt über ein aufwändigeres Lautsprechersystem mit 2×40 Watt. Der Klang wird dadurch im Vergleich zu dem des CLP-430 noch etwas voller und “ausgewachsener”.
Als weitere Besonderheit der Modelle ab dem CLP-440 ist die Ausstattung mit Key-Off Samples, Saitenresonanz- und Stereo Sustain Samples zu nennen. Durch diese Funktionen werden einige Klangdetails eines akustischen Instrumentes reproduziert:
Die Key-Off Samples geben das Geräusch beim Loslassen der Tasten wieder. Dieses Geräsuch entsteht beim akustischen Klavier zum einen innerhalb der Mechanik und der Tastatur und zum anderen durch die wieder auf die Saiten zurückkehrenden Dämpfer.
Die Saitenresonanzfunktion lässt sich bemerken, wenn man eine Taste so langsam drückt und hält, dass die Saiten nicht angeschlagen werden, sondern nur der Dämpfer angehoben wird, und anschliessend die gleiche Taste eine Oktave tiefer kurz anschlägt. Dadurch werden beim akustischen Klavier die Saiten des oberen Tons zu Schwingungen in ihrer eigenen Tonlage angeregt, so dass der obere, bislang stumme Ton hörbar wird.
Die Stereo Sustain Samples erzeugen den Klang der bei getretenem Pedal mitschwingenden, jedoch nicht angeschlagenen Saiten.
Abbildung und Preisinfo Yamaha CLP-440
CLP-470: Zusätzlich zur Ausstattung und dem Funktionsumfang des CLP-440 hat das CLP-470 eine “Natural Wood”-Tastatur mit Echtholzeinlagen an den Seiten der weissen Tasten. Die Tasten wirken dadurch zusammen mit dem Elfenbeinimitat wie die Tasten eines hochwertigen akustischen Klaviers. Damit einher geht jedoch der Nachteil, dass dieses Holz wie beim akustischen Klavier auch nach einigen Jahren des Gebrauchs verschmutzt. Der Klang wird beim CLP-470 zusätzlich rückwärtig abgestrahlt, wodurch eine gleichmäßige Klangausbreitung im Raum begünstigt wird. Das “GP Response Damper”-Pedal des CLP-470 ist in Bezug auf Widerstand und Dosierbarkeit dem eines Flügels nachgebildet und liefert damit dem Fuß mehr Rückmeldung, während der Fuß bei herkömmlichen Digitalpiano-Pedalen in Bezug auf die Dosierung häufig etwas orientierungslos umherirrt.
Abbildung und Preisinfo Yamaha CLP-470
Die Modelle CLP-440 und CLP-470 sind auch in der eleganten Slim-Type-Ausführung erhältlich und tragen dann die Modellbezeichnungen CLP-S 406 und CLP-S 408. Das CLP-S 408 liegt jedoch ebenso wie das Flaggschiff CLP-480 weit über dem hier vorgegebenen Preisrahmen von 2500 Euro. Der Vollständigkeit halber sei auch noch der Digitalflügel CLP-465 GP erwähnt, der technisch weitgehend auf dem CLP-430 basiert.
Fazit:
Die Yamaha CLP-Serie gehört zweifellos zum Besten, was in ihrer Preislage zu haben ist. Sämtliche Modelle sind in ihrer Klasse durchweg überzeugend. Der Käufer liegt mit der CLP-Serie in jedem Fall auf der sicheren Seite, denn da die Instrumente sich neu sehr gut verkaufen, werden auch beim Wiederverkauf gute Preise erzielt, falls in einigen Jahren ein größeres oder neueres Modell angeschafft werden soll.
Das CLP-430 liefert einen relativ günstigen Einstieg in die Welt der Clavinovas, wenn man auf einige Ausstattungsdetails verzichten kann. In kleinen Räumen oder bei häufigem Kopfhörerspiel wird z. B. die geringere Verstärkerleistung eine untergeordnete Rolle spielen. Preisbewusste Käufer bekommen mit diesem Instrument ein sehr gutes, ordentlich ausgestattetes Digitalpiano auf dem Stand der Technik.
Wenn es etwas mehr sein darf, ist das CLP-440 vielleicht ein besonders interessantes Angebot. Für den Mehrpreis bekommt der Käufer einiges geboten im Hinblick auf ein noch etwas authentischeres Spielgefühl und die technische Ausstattung. Die Technik des CLP-440 mit ihren aufwändigen Samplings wird auch in einigen Jahren noch als aktuell zu bezeichnen sein.
Am meisten Spaß unter den drei Einstiegsmodellen macht zweifellos das CLP-470, jedoch handelt es sich letztendlich um Nuancen der Verbesserung gegenüber dem CLP-440, so dass jeder selbst entscheiden muss, ob diese für ihn den Mehrpreis rechtfertigen.