Klavierinteressenten, die in ihrer Wohnung evtl. auch den Platz für einen Flügel erübrigen können, stehen häufig vor der Frage, welche Variante für sie die bessere Wahl ist. Um diese Frage zu beantworten, sollen hier zuerst die prinzipiellen Unterschiede zwischen den beiden Instrumenten erläutert werden:
Man kann sich einen Flügel als eine Art liegendes Klavier vorstellen. Hier laufen die Saiten nicht von oben nach unten wie beim Klavier, sondern von vorn nach hinten. Gleiches gilt für den Resonanzboden, die beim Klavier rückseitig angeordnete, große Holzfläche, die die Schwingungen der Saiten verstärkt und damit einen wichtigen Bestandteil der “Stimme” des Instrumentes darstellt. Diese befindet sich beim Flügel an der Unterseite und verläuft somit in horizontaler Richtung.
Aus diesen Umständen ergeben sich einige grundsätzliche Vorteile für den Flügel: Die Saiten werden durch die Hammerköpfe von unten angeschlagen, d. h. die Hammerköpfe werden bei ihrem Rückweg in die Ruhelage durch die Schwerkraft unterstützt, was zu einem tendenziell besseren Repetitionsverhalten bei mehrmaligem Anschlagen derselben Taste kurz hintereinander führt. Weiterhin ist zumindest bei größeren Flügeln eine längere Mechanik mit günstigeren Hebelverhältnissen umsetzbar, die eine bessere Kontrolle ermöglicht. Wenn eine Klaviermechanik auch nicht grundsätzlich schlechter funktioniert als eine Flügelmechanik, so fühlt sie sich doch zumindest etwas anders an beim Spielen. Von den meisten Klavierspielern wird eine Flügelmechanik als diejenige mit den größeren Ausdrucksmöglichkeiten eingestuft.
Ein weiterer Vorteil des Flügels ergibt sich aus dem liegenden Resonanzboden, der eine gleichmäßige Schallausbreitung im Raum begünstigt, zumal ein Klavier meistens an eine Wand gestellt wird, so dass die Schallwellen unmittelbar auf die Wand treffen, bevor sie sich im Raum ausbreiten. Dies führt subjektiv betrachtet häufig zu einem dumpferen Klang bei Klavieren.
Nachteile des Flügels sind einerseits der hohe Platzverbrauch für die reine Stellfläche, andererseits aber auch das benötigte Raumvolumen, damit die Akustik bzw. die tendenziell größere Lautstärke nicht unangenehm wirkt. In kleinen Räumen ist daher ein Klavier häufig die bessere Wahl.
Abschliessend soll noch festgehalten werden, dass es natürlich von beiden Varianten bessere und schlechtere Exemplare gibt. Ein gutes, hochwertiges Klavier klingt besser und spielt sich besser als ein schlechter, billiger Flügel.